Ehemalige Schule

Die Dorfschulen befanden sich stets in Nähe der Kirche. Meist waren es Küster, Schneidermeister oder Braumeister, die die Kinder unterrichteten.

Über den Schneidermeister Daniel Kühn, Schulmeister von 1792 - 1812, wird berichtet:
„...Seine Lehrmethode ist den Fähigkeiten der Schulkinder angemessen. Er gibt sich Mühe, die Kinder gut lesen und buchstabieren zu lehren, bringt ihnen die ersten Grundsätze des Christentums bei, macht sie auf die Wunder der Natur aufmerksam, auch einigermaßen mit den Landesgesetzen bekannt, übt sie im Schreiben, wenn sie darin unterrichtet sein wollen, treibt mit allen Kopfrechnen, und lehrt sie wenigstens die geschriebene Schrift und Zahlen lesen, die nicht schreiben lernen wollen. ... In seiner Schule herrscht Ordnung, Stille, Sittsamkeit, Reinlichkeit soviel, als sich bei einem Haufen ungesitteter Kinder gemeinhin erzwingen läßt ...".

Die Schulen waren immer einklassig: alle Schüler wurden in ein und demselben Klassenraum gleichzeitig unterrichtet. In Wölsickendorf waren es nachweislich stets etwa 50 Kinder.

In Kriegszeiten fand der Unterricht recht unregelmäßig statt, aus Mangel an Lehrern. Im Sommer mußten die Kinder ohnehin bei der Ernte helfen.

Nach 1945 wurde die 1.- 4. Klasse im Wölsickendorfer Schulhaus, die 5. Klasse im Schloß und die 6.- 8. Klasse in Wollenberg unterrichtet. Ab 1963 übernahm die Zentralschule in Heckelberg alle Schüler ab der 3. Klasse, später komplett ab der 1. Klasse.

Die Wölsickendorfer Schule wurde 1972 aufgelöst. Bis 1980 diente das Schulhaus als Hort. Jetzt wohnen zwei Familien darin.
Im Wollenberger Schulhaus befand sich zeitweilig eine Arztstation. Nun gibt es einen Gemeinschaftsraum für vielerlei Anlässe.


 
  Gut

Schon im Landbuch Carls des IV. wurde das Gut bereits erwähnt. Die Besitzer wechselten häufig. Mal waren es die Familien von Bomsdorf, mal die von Münchow, von Bessel, von Geuder, von Forestier, von Bredow, kurzzeitig auch andere. So mancher verlor in Kriegszeiten seinen Besitz. Doch jeder neue Herr baute sein Gut wieder auf oder gestaltete es zumindestens um. 1843/44 zum Beispiel. Der herrschaftliche Hof erstand neu, nun mit einem massiven, 2stöckigem Gebäude. Der Pferdestall wurde stark vergrößert, eine Brennerei hinzugefügt.

1909 übernahm Rittmeister Ludwig Heidborn als letzter das Gut.
Er verstand was von Landwirtschaft. Auch ließ er die Kirche erneuern und dort elektrisch Licht legen. Er stiftete ihr sogar zwei Pokale. Aber er verstand ganz sicher auch etwas von Geld. Zur Zeit der Inflation 1922/23 begann er eine rege Bautätigkeit. Durch die Geldentwertung gingen die Baufirmen Pleite. Doch in Wölsickendorf entstand ein Mustergut, das modernste im Umkreis.
Sämtliche Gutsgebäude und Feldscheunen wurden erneuert. Das Hofgebäude und die Brennerei wurden nach neuestem Erkenntnisstand modernisiert.
Die gewaltigste Scheune stand am Südwest-Ende des großen Wirtschaftshofes. Aus hochkant liegend einfachen Ziegelsteinen, durch Blechstreifen zusammengehalten. Der Pferdestall und die Getreidescheune waren wohl die größten im Oberbarnim.
Es wurden auch Rinder, Schweine und Schafe sowie Obstbäume gezüchtet.

Nach Kriegsende diente das Herrenhaus Flüchtlingen als Notunterkunft. Später befanden sich hier u.a. eine Arztpraxis und ein Friseursalon. Bis heute nutzt die Gemeindeverwaltung einige Räume. Auch beherbergt es einige Wohnungen und seit 1995 wieder den „Dorfkrug".

Das Gut ist derzeit zum Verkauf angeboten. Scheunen und Stallungen verfallen, weil keiner sie erhält. Schade. Ein wertvolles Stück Baugeschichte droht verloren zu gehen.


 
  Kirche

Die Kirche ist so alt wie das Dorf. Seit über 650 Jahren erhebt sie sich, umgeben vom Friedhof, als rechteckiger Feldsteinbau mit eingezogenem Rechteckchor.

Die wechselvolle Geschichte des Dorfes spiegelt sich auch im Leben dieser Kirche wider. Im 30jährigen Krieg wurde sie so sehr zerstört, daß nur noch ihre Umfassungsmauern blieben, „...einem Steinhaufen ähnlich...". Und mittendrin die Glocke.

Erst 50 Jahre später entstand die Kirche neu. 1699, am 19. November, wurde sie wieder eingeweiht.

Knapp 200 Jahre später wurde sie innen noch einmal erneuert.

1919 gründete Schulmeister Willy Schälike einen Kirchenchor.

    In den benachbarten Gemeinden gab es schon lange Zeit Gesangsvereine. Am 10. August 1919 beteiligte sich der Kirchenchor am Sängerfest in Wollenberg und hatte dabei so viel Erfolg, daß er fortan als gemischter Chor weitergeführt wurde.

1922, Heiliger Abend. Die kleine, schmucklose Kirche erstrahlte im hellen Licht. Der Gutsbesitzer, Ludwig Heidborn, hatte elektrisches Licht legen lassen.
...Nun hat die ewige Kerzenstummelbrennerei auch in der Orgel aufgehört..." (Notiz in der Schulchronik).

Auch den Kirchturm ließ der Herr Rittmeister erneuern. Eine Wetterfahne mit den Initalien „LH" erinnerte daran.

Am 28. November 1926 (Totensonntag) wurde während einer Gedächtnisfeier die Gedenktafel für die gefallenen Wölsickendorfer Krieger in der Kirche enthüllt.

1970 wurde die Kirchturmspitze vom damaligen Schmiedemeister Gesche und zwei Dorfbewohnern erneut ausgebessert.

1993 erhielt der Altarraum einen besonderen Wandschmuck: der in Berlin lebende Künstler Peter Hoppe bemalte sie mit einer modernen Auferstehungsszene.

Zu kirchlichen Feiertagen, Hochzeiten, Taufen und ähnlich feierlichen Anlässen finden die Gottesdienste in der Kirche statt.

 
 
© 2000
Auszüge aus der Dorfchronik,
zusammengestellt von Gisela Baumann (at) woelsickendorf.de
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